Google gibt Google+ auf

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Google+ steht vor einem weitreichenden Umbau. Es deutet alles darauf hin, dass der Konzern dieses Soziale Netzwerk in seiner eigentlichen Funktion aufgibt. Damit scheitert der Versuch, eine ernsthafte Konkurrenz zu Facebook zu etablieren.

Chef der Plattform verlässt den Konzern

Paukenschlag bei Google+: Vic Gundotra, der bisherige Verantwortliche der Plattform, kehrt dem Konzern den Rücken. Dabei handelt es sich aber offenbar um keine freiwillige Entscheidung, vielmehr gründet sie in einem Kurswechsel des Unternehmens. Der IT-Gigant will das Soziale Netzwerk nicht mehr in seiner jetzigen Form weiterführen, das berichten gut informierte Medien wie die Financial Times. Deshalb bleibt es nicht beim Wechsel an der Spitze, wo nun der bisherige Technikchef David Besbris amtiert.

Es folgt ein tief greifender Umbau. So sollen rund 1.000 Software-Entwickler in andere Bereiche wechseln. Für den Konzern bedeutet diese Entscheidung einen Rückschlag. Der Kampf um die wirtschaftlich interessanten Sozialen Netzwerke geht gegen Facebook verloren. Die Anleger reagierten enttäuscht, der Kurs der Aktien gab direkt nach den ersten Medienveröffentlichungen nach.

Allerdings hielten sich die Verluste mit rund zwei Prozent in Grenzen. Die Investoren vertrauen weiter auf die Unternehmensstrategie. Das Scheitern bei Sozialen Netzwerken sehen sie nur als einen Dämpfer für einen Konzern, der beispielsweise in puncto Suchmaschine weiterhin mit großem Abstand die Marktführerschaft innehat.

Wie sich der IT-Konzern die Zukunft seines Dienstes vorstellt

Nutzer müssen mit einer massiven Reduktion der Funktionen rechnen. Künftig soll die Seite nur noch als Plattform für die unterschiedlichen Dienste fungieren, zu denen zum Beispiel E-Mail-Postfächer, Maps und YouTube zählen. Den Netzwerk-Charakter soll Google+ dagegen weitgehend verlieren. Wie genau und wann der Umbau erfolgt, kann noch niemand vorhersagen. Der Konzern hat sich zu seinen Plänen noch nicht offiziell geäußert.

Bisher liegen nur Medienberichte vor, die sich auf Quellen innerhalb des Unternehmens berufen. Eventuell hat der IT-Riese bisher auch nur einen Grundsatzbeschluss gefasst und stimmt das konkrete Vorgehen noch intern ab. Viele Beobachter zeigen sich währenddessen von dem einschneidenden Plan nicht sonderlich überrascht.

Der Konzern investierte hohe Beträge in das Soziale Netzwerk, der Ertrag blieb überschaubar. Darüber können auch nicht die beeindruckenden Nutzerzahlen von mehreren Hundert Millionen hinwegtäuschen. Diese Zahl kam nur zustande, weil jeder mit einem Google-Account automatisch im Netzwerk angemeldet war. Das trifft zum Beispiel auf die zahlreichen Nutzer von GMail, dem E-Mail-Dienst des Konzerns, zu. Aber nur ein kleiner Bruchteil der User entfaltete auf dem Netzwerk tatsächlich Aktivitäten.

Ganz anderes sieht es beim Konkurrenten Facebook mit seinen 1,3 Milliarden Angemeldeten aus: Nur wenige lassen ihren Account verwaisen. Die meisten loggen sich regelmäßig ein, viele sogar mehrmals täglich.

Keine Chance gegen den Marktführer Facebook

Manche Experten haben das Scheitern von Googles Angebot schon bei der Gründung prognostiziert. Ihrer Ansicht nach überzeugte zwar die technische Umsetzung, angesichts der Marktführerschaft Facebooks sahen sie aber keine Erfolgschance. Hier kommt eine Eigenheit von Sozialen Netzwerken zum Tragen: Hat sich ein Angebot etabliert und verzeichnet sehr hohe Nutzerzahlen, kommen Konkurrenten dagegen kaum an. Eventuell haben einige User die Vorteile Googles erkannt, etwa den Video-Hangout. Gewechselt haben sie trotzdem nicht, weil sie einen Großteil ihrer Freunde nur über Facebook erreichen können.

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Eine neue Plattform kann aber nur dann reüssieren, wenn sich eine Mindestanzahl an Nutzern dort engagiert. Wenn Interessierte dort auf Bekannte stoßen, werden sie aktiv. Trifft das nicht zu, haben sie keine Motivation dazu. Deshalb dürfte es auch künftig Konkurrenten schwerfallen, den Kampf mit Facebook aufzunehmen. In der Geschichte der Sozialen Netzwerke gelang es bisher nur Facebook, Konkurrenten zu verdrängen.

Die Verlierer hießen damals zum Beispiel StudiVZ und Bebo. Der Erfolg erklärte sich durch zwei Faktoren:

  • Erstens bot Facebook gegenüber der Konkurrenz einen großen Mehrwert. Die komplette Gestaltung mit Postings und Chats ermöglichte den Usern einen ständigen und einfachen Austausch mit Freunden. Das konnte etwa StudiVZ nicht bieten. Dort mussten die Nutzer umständlich in Gruppen kommunizieren, direkten Kontakt zu allen Freunden erlaubte die Technologie damals nicht. Mit einem solch massiven Mehrwert, der User zum Wechseln motiviert hätte, konnte Google+ nicht aufwarten.
  • Zweitens überzeugte Facebook gegenüber den nationalen Angeboten mit seinem globalen Konzept. Das konnte der konkurrierende Konzern nun nicht mehr übertreffen.

Niemand kommt gegen Facebook an

Facebook wird auf absehbare Zeit die dominierende Plattform bleiben. Die Entwicklung von Googles Plattform macht das deutlich: Selbst dieser Konzern schaffte es mit umfangreichen Investitionen nicht, sich zu einem ernsthaften Konkurrenten zu entwickeln. Wie es nun mit diesem Sozialen Netzwerk genau weitergeht, bleibt abzuwarten. Das Unternehmen dürfte bald einen konkreten Fahrplan veröffentlichen.

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